Hohe Energiekosten und Materialengpässe sorgen für UnsicherheitHandwerkskonjunktur im 2. Quartal robust
Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird Stand Juni von vielen Handwerksbetrieben als zufriedenstellend beurteilt, lediglich 11 % bezeichnen ihre Lage als schlecht. HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner: „Steigende Preise, Mangel an Material und Personal sorgen aber für hohe Unsicherheit: Die gegenwärtige Krise macht auch vor dem Handwerk nicht halt. Dennoch kann das Handwerk bislang weitgehend dagegenhalten und zeigt sich erstaunlich robust. Mit der eingeläuteten Zinswende, die dem hohen Inflationsdruck entgegenwirken soll, wird die Baufinanzierung deutlich teurer werden. Das werden unsere Bau- und Ausbaufirmen mittelfristig zu spüren bekommen“. Hinzu kommt, so Wagner weiter, „dass die hohen Energiepreise nicht nur den Firmen zusetzen, sondern auch die Kaufkraft der Bevölkerung deutlich schwächt. Für die verbrauchernahen Gewerke bedeutet das eine erneute wirtschaftliche Durststrecke nach zwei schwierigen Corona-Jahren. Wenn wir den Status quo halten können, dann können wir angesichts der widrigen Umstände durchaus zufrieden sein. Wir fordern, dass die Regierung zügig ein weiteres Entlastungspaket für Unternehmen und ihre Beschäftigten auf den Weg bringt. Sonst droht 2023 auch im Handwerk ein Abschwung.“
Geschäftslage überwiegend positiv beurteilt
Insgesamt 89 % der befragten Handwerksunternehmen sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden, 11 % vergeben schlechte Noten. Damit liegt der Anteil positiv gestimmter Betriebe im Juni 7 Prozentpunkte höher als im Vorquartal und 4 Punkte höher als im Vorjahreszeitraum. Allerdings hat sich die Lage aktuell durch die Energiekrise und die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg weiter verschlechtert. Durch den Wegfall der Corona-Beschränkungen hat sich die Situation in den konsumnahen Gewerken wie bei den Friseuren verbessert, 70 % sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage zufrieden. Damit bleiben sie allerdings das Schlusslicht innerhalb der Handwerksbranchen. Auch die Inflationssorgen haben eine noch weitergehende Erholung verhindert. Im Bau- und noch mehr im Ausbauhandwerk ist die Stimmung noch positiv, 86 % bzw. 97 % der Zimmerer oder Elektriker geben gute oder befriedigende Rückmeldungen. Materialengpässe und vor allem steigende Preise machen Zeit- und Kostenpläne jedoch oft zunichte. So berichten 85 % der Firmen über (weiter) gestiegene Einkaufspreise im 2. Quartal. Weil sie die Preiserhöhungen nicht oder nicht vollständig an ihre Kundschaft weitergeben können, werden manche Aufträge damit für die Betriebe unwirtschaftlich.
Durch die hohen Gas- und Ölpreise nehmen die Kundenanfragen im Bereich energetischen Sanierung und alternativer Heizsysteme zu. Doch nicht jedes geplante oder angefragte Bauprojekt wird letztlich realisiert. Gerade größere Bau- oder Umbauvorhaben werden in Teilen wegen steigender Bauzinsen bzw. steigender Lebenshaltungskosten storniert oder aufgeschoben. Das sorgt bei den Firmen für zunehmende Unsicherheit.
Auftragsreichweite weiter hoch
Die Auftragsbestände sind weiter hoch. Im Schnitt reichen die Aufträge wie im Vorquartal für rund 11 Wochen. In den Bau- und Ausbauhandwerken beträgt die Reichweite rund 15 Wochen. Das liegt zum einen an der bislang hohen Nachfrage nach Bauleistungen. Zum anderen führen Lieferengpässe oder fehlende Fachkräfte dazu, dass Aufträge nur mit Zeitverzögerung begonnen oder fertiggestellt werden können.
Skeptischer Blick in die Zukunft
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Gemengelage glaubt nur eine Minderheit von 8 %, dass sich ihre wirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten verbessern wird. Trotz vieler Sorgen rechnen drei von vier Betrieben mit keiner Veränderung ihrer Lage. Pessimistisch in die Zukunft blicken 17 % und erwarten eine Verschlechterung. Die Einkaufspreise dürften weiter steigen, dies glauben über 80 % der Befragten. Vor allem das Bauhauptgewerbe ist skeptisch, jeder dritte Betrieb erwartet einen Rückgang bei den Auftragseingängen. In den Ausbaugewerken sind die Erwartungen deutlich positiver, lediglich 13 % gehen davon aus, dass die Zahl der Auftragseingänge sinkt.